Am 22.09.2019 spielte das Sinfonische Blasorchester Ludwigsburg sein jährliches Konzert in der katholischen Kirche in Freiberg am Neckar.
Nicht nur angelehnt an den Konzertort, sondern auch an den Benefizzweck, hatte das SBO natürlich auch geistliche Musik im Programm. Mit „Dona nobis pacem“ in einer Bearbeitung von Ted Huggens setzte das Orchester die Soloblechbläser, die an unterschiedlichen Orten in der Kirche platziert waren, besonders stimmungsvoll in Szene. Nicht fehlen in einer Kirchenkonzert darf Johann Sebastian Bach. Von ihm hatte Dirigentin Andrea Schneider das Choralvorspiel „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ ausgesucht.
Geschrieben für die US Airforce Band in Washington D.C., ist James Barnes‘ dritte Sinfonie ein Bravurstück der sinfonischen Blasmusik. Doch nicht nur die technische Schwierigkeit verortet dieses Stück in der Höchststufe, auch die Geschichte hinter der Sinfonie stellt die Musiker vor eine emotionale Herausforderung. Darin verarbeitete Barnes den Verlust seiner kleinen Tochter Natalie. Laut Komponist ist der dritte Satz „[…] eine Fantasia darüber, wie meine Welt ausgesehen hätte, wenn Natalie in ihr gelebt hätte. Es ist ein Abschiedslied für sie“.
Ebenfalls ein Lied mit vielen Emotionen dahinter, eben ein echtes Lieblingslied, ist für das SBO „Imagasy“ von Thiemo Kraas. „Imagasy“ ist ein Neologismus, der sich aus den englischen Begriffen „imagination“ und „fantasy“ zusammensetzt. Ausgehend von dem Bibelzitat „Am Anfang war das Wort“, soll „Imagasy“ dem Hörer verdeutlichen, dass der Ursprung aller Kreativität in Vorstellung und Illusion liegt. Kraas selbst schreibt zu seiner Komposition: „Die Fantasie ist sicherlich eines der schönsten Geschenke, die uns gegeben wurden. Es liegt an uns selbst, dieser die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten oder in der Rationalität der heutigen Welt unterzugehen.“ Kraas sieht in Vernunft und Phantasie keinen unauflösbaren Gegensatz, sondern lediglich zwei zusammen gehörende Aspekte der menschlichen Existenz. Die Anregung zu seiner Komposition erhielt Kraas durch die Beobachtung eines kleinen Kindes, das sich, völlig versunken, malend in eine Traumwelt versetzte. „Mit seiner grenzenlosen Fantasie malte es mir eine Geschichte“, beschreibt er dieses Erlebnis. Thiemo Kraas ist studierter Schlagzeuger und Jahrgang 1984. Dieses Stück entstand 2002, also war der Komponist zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 18 Jahre alt!
Das Hauptwerk des Abends, und titelgebendes Werk, war „Transcendent Journey“ von Rossano Galante. Als transzendent gilt, was außerhalb oder jenseits eines Bereiches möglicher Erfahrung, insbesondere des Bereichs der normalen Sinneswahrnehmung liegt. Galantes Klangstück eignet sich perfekt dazu, die Gedanken schweifen zu lassen und sich für ein paar Minuten auf eine ganz persönliche bewusstseinserweiternde Reise zu machen.
Etwas weniger Raum für Träumereien bietet Victor Hugos Handlung von „Les Misérables“. Die berühmte Geschichte, die nach der französischen Revolution angesiedelt ist und den Charakteren Valjean, Fantine, Javert und Pontmercy folgt, wurde vom französischen Musical-Komponist Claude-Michel Schönberg meisterhaft vertont. Dieses lange Medley nimmt sich Zeit für eine Vorstellung der verschiedenen Akteure sowie die Schlüsselszenen des Musicals.
„Halleluja“ ist unbestritten eines der am meisten gecoverten Lieder der Welt. Die Musik von Leonard Cohen wurde vom SBO und der Gesangssolistin Madeleine Mall gefühlvoll und mit ein wenig eigenem Flair vorgetragen.
„Music was my first love – and it will be my last“ dürften einige der berühmtesten Worte sein, die Musiker kennen. „Music“ von John Miles, erschienen 1976, ist mittlerweile zu einer Legende der Musikgeschichte geworden. Und welches Stück könnte ein besserer Schlusspunkt eines SBO-Konzerts sein als ein Lied, das die niemals endende Liebe zur Musik ausdrückt?